Wo hört Hilfe auf und wo fängt ausnutzen an?
Auf Social Media wird oft thematisiert, dass man sich doch gegenseitig unterstützen und helfen soll. Was deine Arbeit wert ist haben wir Anfang der Woche besprochen. Hilfe war auch bei mir schon des Öfteren ein Thema auf dem Account. Aber viele sehen nicht wo Hilfe aufhört und (auf Instagram) ausnutzen anfängt.
Gerade wenn man sein Geld auch online mit Coachings, Online-Kursen oder Ähnlichem verdient, ist es schwierig eine Grenze zu setzen. Wenn man vor Ort eine Dienstleistung in Anspruch nimmt ist es selbstverständlich dafür zu bezahlen. Auch, wenn man einen Externen in der Firma hat der einen Vortrag hält oder eine Fortbildung durchführt. Aber wenn man das ganze online anbietet sieht es für viele anders aus.
Wieso sollte man für einen Service nicht bezahlen?
Ich möchte euch das gerne an einem Beispiel erklären. Neulich habe ich auf Instagram einen Kommentar von einer anderen Influencerin gesehen, die es unverschämt fand, dass sich Leute für ihre Leistungsangebote bezahlen lassen. Als Beispiel hatte sie die Gewerbeanmeldung genannt (ob sie wohl mich gemeint hat? :D), da dort (laut ihrem Kommentar) auch das Gewerbeamt kostenlos helfen würde. Sie meinte die Anbieterin würde andere auf Instagram ausnutzen, indem sie sich für ihren Service bezahlen lässt.
Zunächst einmal gibt es immer zwei Arten von Personengruppen:
- diejenigen, die einen Service in Anspruch nehmen möchten und
- die, die es nicht brauchen / selbst machen
Es wird also niemand gezwungen ein Angebot in Anspruch zu nehmen. Wieso tun es Leute aber trotzdem? Weil sie sich mit dem Thema nicht auskennen oder sich nicht damit befassen möchten!
Bleiben wir beim Beispiel Gewerbeanmeldung. Hier wirst du natürlich beim Ausfüllen auch beim Gewerbeamt unterstützt, indem sie dir sagen was fehlt oder falsch ist. Du wirst aber nicht beraten welche Tätigkeiten du aufführen sollst. Dir werden nicht die Vorteile und Nachteile der Kleinunternehmerregelung erläutert. Mit dir wird nicht der steuerliche Erfassungsbogen ausgefüllt (was übrigens der komplizierte Teil der Gewerbeanmeldung ist) und dir wird selbstverständlich auch nicht erklärt, was später mit der Buchführung und Steuerklärung/EÜR auf dich zukommt.
Denn das sind alles Dinge die man entweder im Beruf erlernt oder die man sich mit viel Zeit und Mühe selbst beibringt!
Wenn du also ein Angebot, Service oder Coaching buchst, dann bekommst du sowohl die Zeit deines Gegenübers, als auch sein gesamtes Wissen im Gegenzug.
Ich zum Beispiel habe 5 Jahre studiert (erst BWL, dann Vertiefung in Steuern und Bilanzierung) und mein erstes Gewerbe 2010 gegründet. Von mir bekommst du in diesem Bereich also über 10 Jahre Berufserfahrung. Auf Instagram oder auf meinem Blog biete ich dir auch jede Menge kostenlosen Content und Tipps wie zum Beispiel für die Gewerbeanmeldung. Ich beantworte auch immer gerne Fragen – aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Wenn dir diese nicht ausreichen und du eine 1:1 Betreuung benötigst, dann musst du diese auch bezahlen – unabhängig davon, ob du das bei mir machst oder bei einer Firma oder ein Online-Serviceangebot in Anspruch nimmst.
Du musst Grenzen setzen
Es ist wichtig, dass du dir Grenzen für deine Hilfsbereitschaft setzt. Du musst dich nicht auf Instagram ausnutzen lassen und du nutzt auch keine anderen aus! Du bietest dein Wissen an oder du nimmst das Wissen von anderen in Anspruch.
Fotografiert ein Fotograf kostenlos? Wertet dein Tierazt Anamnesebögen aus und stellt dir umsonst einen Behandlungsplan auf? Bietet deine Hundeschule kostenlose Einzelstunden an, wenn du bei einem Problem nicht weiterkommst? Gibt es unbezahlte Schulungen für die Verwendung von Lightroom und Photoshop?
Nein! Und deshalb solltest auch du dein Wissen nicht kostenlos anbieten bzw. solltest du es für selbstverständlich halten für diese 1:1 Coachings auch entsprechend zu bezahlen 🙂
Versteht mich jetzt nicht falsch, ich kenne tatsächlich niemanden der nicht bereit gewesen wäre ein Coaching bei mir oder einer Fotografin, Hundetrainerin,… zu bezahlen. Im Gegenteil ich höre immer nur positives Feedback und habe selbst auch wahnsinnige tolle Coachings in Anspruch genommen (gerade in der Hundeerziehung). Aber ich fand es unheimlich schade, dass andere Influencer den Wert der Arbeit von Selbständigen so offensichtlich schlecht reden! Mir würde ja auch nicht im Traum einfallen einen Arbeitnehmer dafür zu beschuldigen, dass er nicht kostenlos arbeitet xD
Habt ihr schon Erfahrungen gemacht, dass eure Arbeit nicht wertgeschätzt wurde oder Leute versucht haben eure Hilfsbereitschaft auszunutzen?